Cres und Lošinj: Gezähmte Wildnis

Mit dem VW-Bus Richtung Kvarner Bucht
„Der Sonne entgegen“ hieß eine bekannte Fernsehserie in den 1980er-Jahren. Sie hatte meine Sehnsucht nach Cres in Kroatien geweckt. Mittlerweile sind Cres und Lošinj schon seit 25 Jahren „meine“ Inseln, auf die es mich immer wieder zurückzieht.
Mein Lieblingscampingplatz? Camping Slatina, eine halbe Stunde südlich des Ortes Cres. Eine Traumküste zum Baden, an die sich eine Bucht nach der anderen anschließt, die erwandert oder durchschwommen werden kann. In diesen Nachbarbuchten mit Kieselstrand kommen auch FKK-Anhänger auf ihre Rechnung. Azurblau leuchtet das Meer – außer es braust gerade die Bora vom Festland über die Insel. An diesen Tagen kann das Wasser über Nacht schon mal zehn Grad abkühlen, aber schon bald ist wieder alles gut.

Die Timun-Bar ist der Ort, an dem wir im Schatten der Pinien, durch die das Meer heraufglitzert, die Seele baumeln lassen – wenn wir nicht gerade schnorcheln oder in der Hängematte schaukeln. Am Abend geht’s zu Fuß nach Martinšcica, einem Ort mit kleinen Geschäften und guten Lokalen.

Gezähmte Wildnis


Die Insel Cres hat etwas Wildes an sich – es ist den Weiten der Macchia geschuldet, die sich über die Hochebene zieht, und der über viele Kilometer hinweg unzugänglichen, steilen Küste. Für uns, die wir mit dem VW-Bus unterwegs sind und spontane Etappen bevorzugen, hat Cres ein wenig von seiner Ursprünglichkeit verloren: Viele Pinienhaine, in denen es sich einst ohne Platzzuweisung campieren ließ, sind parzellierten Plätzen und Mobilheimen gewichen. Ein Nachteil für die Spontanen, für die die Plätze im Hochsommer eng werden, aber ein Vorteil für größere Wohnmobile und für die, die gerne ihren fixen Platz reserviert wissen, oder jene, die die Luxus-Variante des Camping, „Glamping“ in festen Zelten, Wohnwagen, vor allem aber in luxuriös ausgestatteten Bungalows, als Alternative bevorzugen. Beabsichtigte Nebenwirkung: Die Preise sind für alle empfindlich gestiegen.


Zwei Inseln ein Ziel


Bei Osor sind Cres und Lošinj zusammengewachsen. Wir haben die beiden Inseln immer als eine Einheit betrachtet. Die Stadt Cres ist das Zentrum im Norden, mit einer Vielzahl von Läden und Lokalen. Ein Tipp: Die hervorragende Trinkschokolade im Bacio, direkt beim Brunnen im Hafen. Von Cres und Martinšcica aus (beide Plätze sind hervorragend auch für Hunde ausgestattet) lassen sich gut das bezaubernde Hafenörtchen Valun und das Bergdorf Lubenice erkunden. In Valun gab‘s bis vor kurzem noch einen idyllischen Zeltplatz, leider ist er inzwischen geschlossen. 

Auf dem Weg nach Lubenice braucht es gute Nerven – die Straße ist sehr eng und sollte im Hochsommer maximal mit einem Kleinbus befahren werden, aber manche Camper wollen es einfach nicht glauben. Dabei lässt sich Lubenice von Valun aus auch ganz wunderbar erwandern oder mit dem E-Rad erobern. Auf dem Gipfel locken der grandiose Ausblick auf die Bucht Sveti Ivan und (leider nur im Sommer) die Konoba Hibernicia, die neben anderen lokalen Spezialitäten auch ganz hervorragende gegrillte Lammleber serviert. Von Lubenice aus führen eher anstrengende Wanderungen hinunter zur Bucht oder zur blauen Grotte – wir bevorzugen eine Bootsfahrt von der Küste aus dorthin zum Schnorcheln. Wer Glück und die Muße zum Verweilen hat, kann im Sommer einen der schönen Musik-Abende in Lubenice genießen. 

Natur pur


Ganz im Norden liegt Beli mit einem Naturschutzzentrum, das den Gänsekopfgeiern gewidmet ist. Auch hier gibt es einen kleinen Campingplatz, allerdings nur für Wagemutige erreichbar: Die Straße hat ein Gefälle von 18 Prozent und ist recht eng. Nichtsdestotrotz ist Beli für viele „der“ alternative Campingplatz auf Cres. FKK-Anhänger wiederum fühlen sich im wunderschön gelegenen Camp Baldarin im Südosten der Insel Cres zu Hause. Der Nachteil: Der Platz ist weit draußen. Aber Osor ist gut mit dem Fahrrad erreichbar, und auf der Halbinsel mit dem Nationalpark Punta Križa reizen vor allem im Frühling und Herbst die vielen Wanderwege. 

Camping auch im Winter


Die Insel Lošinj ist geprägt von den Badebuchten rund um Veli Lošinj und Mali Lošinj, aber auch im Norden, nahe Osor, gibt es einen sehr empfehlenswerten Platz: Camping Lopari gilt für viele sogar als der schönste Platz der Doppelinsel – mit weitläufigem, weitgehend naturbelassenem Gelände und sehr sauberen Sanitäranlagen. Letztere sind generell in äußerst gutem Zustand auf Cres und Lošinj. Anlaufstelle bei Mali Lošinj, und zwar Sommers wie Winters, ist Camping ?ikat, sehr schön gelegen, nahe am quirligen Mali Lošinj, und mit einem im Preis inbegriffenen Aqua-Park, der vor allem für Familien mit Kindern ein Quell der Freude ist.

Wandern und Radfahren


Wandern & Rad. Ach ja, Mali Lošinj. Viele Male schon besucht, und immer wieder ein Genuss. Vor allem auch in leiblicher Hinsicht. Unser Lieblingslokal: Das Barracuda, nicht billig, aber Meeresfrüchte aller Art von ganz hervorragender Qualität. Wer lieber Pizza mag, ist bei den Nachbarlokalen gut aufgehoben. Egal, an wen man sich wendet – in den Lokalen ruht der Blick Mutter Teresas milde über den Gästen. Auch in Mali Lošinj schätzen wir eine facettenreiche Wanderroute, am besten kombiniert mit Rädern: Diese werden bei der Kapelle Sveti Ivan am Berg geparkt, das Auto im Ort. Die Küste kann man bis Veli Lošinj entlangspazieren, anschließend zur Kapelle hinaufwandern und dann mit den Rädern hinunterfahren – mit atemberaubendem Blick über die Bucht. Ein Traum für gemütliche Spaziergänger ist die Strandpromenade von der Bucht von Rovenska nach Veli Lošinj. Eine Herausforderung hingegen sind auch für geübte Geher die 150 Kilometer Wanderwege auf Lošinj, vor allem im heißen Sommer. Zu dieser Zeit ist ohnehin eher Wassersport angesagt: Auf den Plätzen in Cres, Martinš?ica und in der ?ikat-Bucht gibt es auch Tauchbasen.

Besuch im Winter


Cres und Lošinj lassen sich auch im Winter erkunden, allerdings hat da nur ein einziger Campingplatz geöffnet, Camping ?ikat bei Mali Lošinj. Die Hartgesottenen sitzen dann auch bei steifer Brise nicht im, sondern vor dem Wohnmobil, in Jacken und Decken gut eingehüllt, aber immer mit festem Blick auf das Meer. Beide Fähren fahren den ganzen Winter. Nur wenige Lokale haben um diese Zeit geöffnet, aber dafür hat man die Inseln um diese Zeit fast für sich allein – und spürt das Wilde, das die Inseln nur um diese Zeit noch an sich haben.


Wintercampingplätze

 
Sommercampingplätze

 
Autor: Claudia Gigler
Bilder: Claudia Gigler, shutterstock, pixelio.de

Ein Artikel aus der Camping Revue 6/2022.
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